Im Frühjahr 1978 gründeten Frank Fenstermacher (Fehlfarben), Moritz Rrrr
und der ehemalige DAF-Synthesizer-Spieler Der Pyrolator die Projektgruppe Der Plan im Umfeld der Wuppertaler Kunstgalerie
Art Attack, später Ata Tak. So nannten sie auch ihr eigenes Plattenlabel. "Die spielten mit minimalen
Mitteln elektronische Kunstmusik, die, kombiniert mit raffiniert-naiven Texten ebenso witzig wie modern klang"
(MUSIK EXPRESS). Bereits 1979 mit 2- und 4-Spur-Tonbandgeräten im Wohnzimmer aufgenommen, erschien das erste
Album "Geri Reig" im Frühjahr 1980. "Geri Reig" ist ein Spiel. Es besteht darin, mit dem
geringsten Aufwand das höchstmögliche Ergebnis zu erzielen. Improvisieren auf möglichst geniale
Art," schrieb der MUSIK EXPRESS über die Musik und ergänzte: "Die Texte vom Plan sind Stellungnahmen
einer Jugend der 80er Jahre, besitzen jedoch in ihrer frappierenden Einfachheit überall ein Stück Originalität
zum Lächeln."
SOUNDS fand: "Geri Reig = Volksmusik.
Jeder kann so was machen, und die Platte müßte eigentlich vielen Leuten viel Mut machen. 'Geri Reig'
sind Versatzstücke aus gesellschaftlichen Erfahrungen und Zuständen; intellektuell verarbeitet sicher,
aber mit soviel Witz und Direktheit, daß diese Platte wahrlich nicht als Ausgeburt von Künstlerhirnen
diffamiert werden kann." Auch der NEW MUSICAL EXPRESS war angetan: "Das witzige 'Geri Reig'-Konzept basiert
auf der Erkenntnis, daß man sich die meisten Probleme selbst einredet und sie daher konsequenterweise leicht
gelöst werden könnten. Falls ihr das beim ersten Hören vielleicht alles zu leichtgewichtig empfindet,
hört euch das Ganze einfach nochmal konzentrierter an und versucht dann mal, dem Plan zu entkommen."
Nach der Veröffentlichung des Albums, ging Der Plan auf eine Live-Tour durch die deutschen Großstädte
Berlin, Hamburg und Hannover, stand in München vor Fernsehkameras und gab sein einziges Auslandsgastspiel
in Wien. Die Auftritte gestaltete das Trio mehr als Performance ("Das ging mehr in Richtung Schauspiel, da
spielte keine Rockgruppe," Der Pyrolator). Speziell angefertigte Bühnenhintergründe, Kostüme
und Masken gehörten zu den optischen Reizen. Die Musik kam zu 70% vom Playback und wurde von den Musikern
auf der Bühne nur gesteuert und ergänzt.
"Der Plan hätte ruhig noch ein paar Stücke mehr aufführen können als optisch und auch
akustisch wohl originellste Gruppe des Festivals. Der naiv-geniale Charakter ihres Gruppenkonzeptes reicht von
den Texten über die elektronische Stimmverfremdung bis hinein in die Präsentation: weiß gekleidete
Clowns mit Spitzhüten auf dem Kopf transportierten leichtfüßig eine höchst ironische Art von
Humor, "schrieb Gabriele Meierding anläßlich des Festivals Belehrung & Unterhaltung über
einen Plan-Auftritt.
Für das zweite Album "Normalette Surprise", im Frühjahr 1981 veröffentlicht, blieb sich
Der Plan inhaltlich und produktionstechnisch treu. SOUNDS: "15 neue Schlager aus Düsseldorfs Pop-Factory,
15 beschwingte kleine Singlehits à la 'Da vorne steht 'ne Ampel'. Wir kriegen Qualitäten geboten, die
heute immer seltener werden: Humor, Freundlichkeit, Unbeschwertheit, Subtilität, Schönheit. Die jungen
Ernsthaften werden diese Platte nicht mögen, weil sie noch mehr als 'Geri Reig' mit Albernheiten und Kindlichkeit
kokettiert." Weitere Konzerte gab Der Plan nach "Normalette Surprise" nur noch sporadisch. Das meiste
Songmaterial war 'live' nicht mehr adäquat umsetzbar. Den letzten Auftritt absolvierte Der Plan zu Weihnachten
1981 in der Galerie in Düsseldorf.
Noch bevor Der Pyrolator (bürgerlich: Kurt Dahlke) zum Plan stieß, hatte er mit "Inland" bereits
sein erstes Soloalbum im Alleingang eingespielt.
1978 bei der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft (mit ihnen realisierte er das Album "Ein Produkt der Deutsch-Amerikanischen
Freundschaft") eingestiegen, verließ er D.A.F. jedoch bereits 1979 wieder, als diese beschlossen, von
Düsseldorf nach London zu übersiedeln und begann mit den Aufnahmen zu "Inland". "Pyrolators
Soloalbum ist eine Synthese aus Alltagsgeräuschen (Regen, blabbernde Schulkinder, etc.), Bandschleifen (Loops)
und Keyboards - sehr faszinierend!" schrieb der NEW MUSICAL EXPRESS.
Zwei Jahre später, 1981, ließ er die LP "Ausland" folgen, an der insgesamt elf befreundete
Musiker (darunter Fenstermacher und Rrrr sowie Palais Schaumburgs Holger Hiller) mitwirkten. Der MUSIK EXPRESS
vernahm "eine raschelnde Verbindung zwischen / von allen Formen der E-Quadrat-Musik und allen Formen intelligenter
Text- / Sprach-Montagen. Hier wird nicht reproduziert, sondern nach eigenen (Pyrolator)-Maßgaben mit Rock-,
Jazz- Discoelementen verfahren, um das Ohr zu organisieren."
1982 stand für den Pyrolator hauptsächlich die Arbeit als Tontechniker und Produzent im Vordergrund.
Der Musiker spielte nur noch sporadisch für Cassetten und Sampler einzelne Stücke ein.
Schon 1981 hatte Der Pyrolator für das Albumdebüt des Hamburger Sängers Andreas Dorau und dessen
Gruppe Die Marinas (LP: "Blumen und Narzissen") verantwortlich gezeichnet. Auch mit den Gruppen JaJaJa
und den Lost Gringos (beide bei Ata Tak) arbeitete Der Pyrolator. Eine zweite Dorau-LP ("Die Doraus und Marinas
geben Antworten auf brennende Fragen") erschien 1982 bei der CBS.
Im August 1983 debütierte Der Pyrolator live in der experimenteller (Pop)-Musik vorbehaltenen Konzertreihe
'Materialausgabe' im Frankfurter Kulturzentrum Batschkapp. Es folgten acht weitere Auftritte im November des Jahres.
Der Plan arbeitete 1983 gemeinsam an der Filmmusik zu Rainer Kirbergs Spielfilm "Die letzte Rache", der
im Spätherbst uraufgeführt wurde und veröffentlichte den Soundtrack als dritte Langspielplatte.
Bei WEA kam mit "Gummitwist" eine neue (Maxi-) Single auf den Markt.
GERI REIG (1979) Ata Tak WR 003
NORMALETTE SURPRISE (1981) Ata Tak WR 007
DIE LETZTE RACHE (1983) Ata Tak WR 017
Der Pyrolator:
INLAND (1979) Ata Tak WR 002
AUSLAND (1981) Ata Tak WR 010 |